Bei Beratungen sehe ich immer wieder drei Formen zur Integration von Kinderhorten in Schulen. Horte bzw. Tagesstrukturen sind ganz unterschiedlich in Schulen integriert. Die Spanne ist gross. Auf der einen Seite finden sich Horte, die gar nicht integriert, auf der anderen Seite Horte, die voll in die Schulstruktur eingebunden sind. Dazwischen existieren Horte, die irgendwo in der Mitte dieser beiden Pole liegen. Sie werden situativ, partiell und punktuell in den Kontext der Schule integriert. Auf diese Weise lassen sich drei Integrationsformen unterscheiden und stichwortartig charakterisieren.
Nicht integrierte Kinderhorte
Kinderhorte als Anhängsel der Schule. Lehrpersonen werden als pädagogische Profis, Betreuungspersonal lediglich als Halbprofis verstanden. Keine Einbindung in Sitzungsstruktur der Schule. Kaum Kontakte zwischen Lehr- und Betreuungspersonen. Kaum gemeinsame Anlässe von Schule und Hort. Bei Schulreisen vergessen Lehrpersonen die Abmeldung der Kinder im Kinderhort. Lehrpersonen sind kaum auf Besuch im Hort. Hortleitung kann Anträge aus dem Hort gegenüber Behörden und Schulpflegen nicht persönlich vertreten.
Teilweise integrierte Kinderhorte
Hort als Teilangebot bzw. ergänzendes Angebot der Schule. Lehrpersonen und Hortpersonal sehen sich gegenseitig als Fachleute und ergänzen sich. Hortleitungen sind punktuell in Schulsitzungen eingebunden. Situativ ergeben sich Berührungspunkte und gemeinsame Themen zwischen Schule und Hort. Zwischen Lehr- und Betreuungspersonen gibt es gute informelle Kontakte und partiell gepflegte Beziehungen.
Voll integrierte Kinderhorte
Hort als Bestandteil und Angebot der Schule. Gleichwertigkeit von Schule und Hort. Zusammenarbeit zwischen Lehr- und Betreuungspersonen erfolgt auf gleicher Augenhöhe. Hortleitung ist in formelle Sitzungsstrukturen der Schule eingebunden (z.B. in Schulleitungssitzung). Hortleitung vertritt Anträge aus dem Kinderhort selber gegenüber und Behörden und Schulpflege (z.B. durch Einbindung in Schulpflegesitzungen). Lehr- und Betreuungspersonen treffen sich im Lehrerzimmer, tauschen sich untereinander regelmässig aus und besuchen sich gegenseitig am Arbeitsort.
Auf dem Weg vom Typ 1 zu Typ 3
Um es etwas plakativ zu sagen: Form bzw. Typ 3 kennzeichnet sich durch ein vollwertiges Miteinander von Schule und Hort, Typ 2 durch ein partielles und paralleles Nebeneinander und Typ 1 durch ein hierarchisches Untereinander, wobei die Schule als Hauptsache gesehen wird.
Meiner Erfahrung nach gibt es zusehends mehr Horte vom Typ 2. Aber Typ 1 ist leider immer noch allzu oft anzutreffen. Typ 3 finde ich (noch) eher selten vor. Viele Horte scheinen auf einem Entwicklungsweg von Typ 1 zu Typ 2 zu sein.
Zu welchem Typ ein Hort gehört, hat einerseits mit der Historie, den örtlichen Gegebenheiten, den strukturellen Voraussetzungen und den finanziellen Möglichkeiten der jeweiligen Schule und Gemeinde zu tun. Anderseits spielen auch Werte, Haltungen und Einstellungen der Entscheidungsträger und Fachleute vor Ort eine wichtige Rolle.
In meiner Beratungsarbeit versuche ich, Horte und Tagesstrukturen auf dem Weg zu Typ 3 zu begleiten. Dies ist immer ein längerer aber wichtiger Entwicklungsprozess. Dabei erhoffe ich mir, dass die an Schulen und in Kinderhorten tätigen Personen ein wirkungsvolles, starkes WIR-Gefühl entwickeln, gestalten und pflegen können, von dem alle profitieren können.
Weiterführende Informationen
Siehe hierzu auch den folgenden Blogbeitrag:
Sechs Modelle bei Tagesstrukturen und Kinderhorten